textkreation
sprache
und
worte
Bilder sagen mehr als tausend Worte, heißt es. Umgekehrt erzeugen wenige Worte tausend Bilder. Mit der Sprache drücken wir uns nicht nur aus, sie beeindruckt und beeinflusst uns, sie ist identitätsstiftend oder trennend und geht über die reine Weitergabe von Information hinaus, sie ist Schnittstelle zwischen Wirklichkeit und Empfinden. Diese Schnittstelle zu bearbeiten ist meine Leidenschaft.
steck
brief
Geschlecht: Nein.
Familienstand: Erledigt.
Ausbildung: Mindestens … oder höher.
Berufserfahrung: Mindestens … oder länger.
Attraktive Gehaltsvorstellungen.
Bereitschaft zum/ zur … vorhanden.
Genauigkeit und hohes analytisches Denkvermögen.
Idealerweise Teamfähig.
Verbreite konstruktive Atmosphäre.
Diverse Sprachkenntnisse.
Solide Sterilität rundet mein Profil ab.
Leicht zu haben.
Geh rein und runter wie Öl.
In erträglichem Maße innovativ.
Erfrischend traditionell.
Unaufdringlich exotisch.
Angenehm schräg.
Hübsch anzuschauen.
Sexy.
Trotzdem anständig und vernünftig.
Verkaufs- und Werbefreundlich.
Professionell.
Hochglanzpoliert.
Außerdem:
Stehe gratis zum Download zur Verfügung.
und
weiters...
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harald darer ist für wortklauberei und textproduktion zuständig
LESUNGEN UND AUSZEICHNUNGEN
Ö1 – Literaturpreis 2015 „Geld und Gier“
Wortspiele-Preis 2013 für Debutroman „Wer mit Hunden Schläft“
Nominierungen: Silberschweinpreis Köln, Debütantensalon Hamburg, Alphapreis Wien, Literaturpreis Wartholz 2012+2013
Stipendien: Arbeitsstipendium 2013
Österreichischer First Novelist Teilnehmer beim International First Novel Festival 2014 in Budapest.
aktuelle
veröffentLICHUNGEN
SCHNITZELTRAGÖDIE
ROMAN PICUS 2016
Ein Jungvater räumt seine Wohnung – und skurrilste Erinnerungssplitter vom Kreißsaal bis zum Leberkäs kommen zum Vorschein.
Als wäre er nie dagewesen: Ein junger Mann putzt seine Wohnung vor der Übergabe besenrein. Mit seiner Frau und der neugeborenen Tochter zieht er weg. Er lässt zurück: sein Dreihunderfünfundsechziggutenachtgeschichtenbuch. Mit Vatergeschichten, Frauengeschichten, Küchengeschichten – allesamt unwiderstehlich komische Tragödien. Da ist der Häftling auf Freigang, der sein brodelndes Inneres nicht für sich behalten kann und seine Erregung an der Mutter auslässt. Oder die ehemalige Miss Austria, die sich wegen einer Fleischlaibchensemmel Vorwürfe macht. Der HTL-Lehrer, der auf einer Wanderung eine Kuh malträtiert. Der eigenen Vater, auf Arbeitseinsatz im Irak und nicht zuletzt der Rollenwechsel des jungen Mannes selbst, vom Sohn zum Vater. Unverwechselbar und tiefgründig, amüsant und erschütternd: Harald Darer erwischt seine Leser wieder einmal beim schaurigen Lachen über Grausames aus dem tiefen Fundus des vergessen Geglaubten.
HERZKÖRPER
ROMAN PICUS 2015
Da fragen Sie mich zu viel, ich weiß wirklich nicht mehr, wie lange es her ist, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Vorher.Ist auf jeden Fall schon sehr lange her. Aber natürlich hab ich trotzdem gleich gewusst, dass es Rocko ist. Schon wie ich ihn von hinten gesehen hab, hab ich es gewusst. Außerdem, so viele Sandler gibts hier auch wieder nicht, da wäre es ja ein Wunder gewesen, wenn er es nicht gewesen wäre, oder? Noch dazu diese Bärenfut, wie die Pelzkappen mit den herunterklappbaren Ohrenlappen genannt werden, besser gesagt, seine Bärenfut, die kenne ich unter Tausenden heraus, weil es ja schon seit Jahren, seit ich ihn kenne, immer die gleiche Bärenfut ist, die er im Winter auf dem Kopf hat, sie bis in den Frühling hinein und oft sogar im Sommer noch auf dem Kopf hat, die ihm viel zu große Bärenfut. Als Kinder sind wir im Winter auch immer gezwungen gewesen, diese Bärenfuten zu tragen. Natürlich hat die Mutter nicht gesagt, setzt euch eure Bärenfuten auf!, sondern bei ihr hat die Bärenfut Biberhaube geheißen. Und zwar deshalb, weil die Biberhaube, im Unterschied zur Bärenfut, zusätzlich hinten einen pelzigen Schwanz gehabt hat, an dem uns die Mutter zur Not einfangen hat können, wenn wir ihr nicht gefolgt haben. Schon damals, als ich noch die Biberhaube am Kopf haben musste, hat Rocko eben diese Bärenfut aufgehabt. Und natürlich auch der Gang. Der hätte schon gereicht, dass ich ihn von Weitem erkannt hätte. Dieser schlurfende, zwar nicht schleichende, aber doch deutlich langsamere Gang als bei einem Normalen. Wahscheinlich ist es wirklich so, denke ich mir, dass, wenn du nicht mehr mit den Normalen lebst, also nicht mitten drinnen unter den anderen, mit aufstehen, arbeiten gehen, Wochenenden, Urlaub und so weiter, sondern nur am Rand dem Ganzen zuschaust, du irgendwann anfängst, langsamer zu gehen. Immer langsamer, bis du stehen bleibst, weil es sowieso jedem egal ist.
WER MIT HUNDEN SCHLÄFT
ROMAN PICUS 2013
Der Zug fuhr jetzt langsamer, weil er die Ortschaften in kürzeren Abständen erreichte. Das Tempo beim Durchfahren der Dörfer muss genau eingehalten werden, hat der Lokführer gesagt. Wegen der Lärmbelästigung einerseits und der Unfallgefahr andererseits. Die Gefahr, jemanden zu überfahren, schwebt ständig über unseren Köpfen wie dieses Schwert, hat er gesagt. Nur wenige Lokführer würden im Laufe ihres Arbeitslebens von einem tragischen Unglück verschont bleiben. Das langsame Tempo war eigentlich für einen Unfall nicht relevant, weil man sowieso nicht rechtzeitig anhalten konnte. War es in dem Moment, in dem man den Menschen auf den Gleisen bemerkte, schon längst zu spät. Auf diesem Teil der Südbahn, zwischen Mürzzuschlag und Bruck an der Mur, mussten die Lokführer des Öfteren solche tragischen Unglücke erleben. So auch der Lokführer, der mit dem Norbert unterwegs war. Bei den Ortsdurchfahrten starrte er stumm auf die Gleise, umklammerte mit einer Hand den Hebel für das Signalhorn, mit der anderen das Notbremsventil. Eben deshalb, weil ihm dort im Winter schon einmal einer vor den Zug gesprungen war, wie er erzählt hat. Mit einem Steireranzug bekleidet und eine Augenkanne Bier in der Hand haltend, ist derjenige breitbeinig auf den Eisenbahnschwellen gestanden. Kurz vor dem Aufprall nahm er noch einen ordentlichen Schluck aus seiner Augenkanne, dann war er weg.
Der Körper stirbt, aber der Steirerhut lebt weiter. Viele Generationen nach ihm werden tot sein, nur der Steirerhut lebt weiter, hat der Lokführer gesagt. Im Gegensatz zu den sterblichen Überresten gehören der Steirerhut sowie auch der Steireranzug zu den unsterblichen Überresten des Menschen, hat er gesagt.
Da können Sie es sehen! Meine Meinung wirkt sich aus. Wirkt sich direkt auf die Wirklichkeit aus! Somit bin ich ein Meinungsbildner, ein Meinungsmacher. Ständig werde ich angerufen von Meinungsforschungsinstituten, die meine Meinung hören wollen. Meine Meinung zu Themen hören wollen, zu denen ich bis zu dem Zeitpunkt des Anrufs überhaupt keine Meinung gehabt habe, nicht gewusst habe, dass es diese Themen überhaupt gibt, geschweige denn, Meinungen zu diesen Themen. Die Meinungsforschungsinstitute haben mich zum Meinungserfinder gemacht! Die Meinungsforschungsinstitute geben sich bei mir die Klinke beziehungsweise den Telefonhörer in die Hand, weil endlich einmal wer bereit ist ihnen die Meinung zu sagen, völlig egal, ob erfunden oder nicht - was ist schon eine erfundene Meinung? Eigentlich jede, oder? - Hauptsache, zu allen ihren Fragen eine Meinung für die Meinungsindustrie! In der Meinungsdienstleistungsindustrie bin ich eine große Nummer! Schalten Sie den Fernseher, den Radio oder das Notebook ein, nach jeder Diskussion zu jedem beliebigen Thema können Sie sich vom Meinungsforscher oder der Meinungsforscherin meine Meinung anhören.
Wie meinen? Vermeine ich da einen Vorwurf herauszuhören? Meine Meinungen sind Minen, sagen Sie? Sprengstoff, sagen Sie? Ich gehörte ent-meint, meinen Sie? Meine Meinungen sind Gemeinplätze? Gemein? Hundsgemein? Gemeingefährlich? Was denn noch alles? Welche Wörter spuckt der Duden denn unter mein noch aus? Haben Sie keine eigene Meinung? Habe ich Ihnen die Meinige erfolgreich hineingedrückt? Wissen Sie was? Ich weigere mich, mich zu verbiegen! Der gerade Michl stirbt aus! Was meinen Sie? Die Sprache wird Ihnen verdorben, verhunzt, verleidet? Die Sprach- und Sprechprogrammierer, politischen Redenschreiber, rhetorischen Agitatoren und mutmaßlichen Medienprofis sind die Sprachmassakrierer, Flachmacher und Betonierer? Was Sie hören und lesen sind Sprachpalatschinken? Sprachmissbrauch, der unnötigste Sprachgebrauch überhaupt, wird im großen Stil betrieben? Die mutmaßlichen professionellen Redner wickeln Sie ein mit ihren Sprach- und Sprechpalatschinken? Das ist Ihre Meinung?
Ich bitte Sie, regen Sie sich nicht so auf, beruhigen Sie sich! Es ist doch völlig unnötig sich aufzuregen, weil ich sowieso nichts zu sagen beziehungsweise mitzureden habe und auch in Zukunft nicht gedenke irgendetwas zu sagen oder irgendwo mitzureden. Das sollen andere machen, dafür bin ich nicht zuständig, das können Sie jetzt wirklich nicht auch noch von mir erwarten.
Schließlich meine ich ja nur und habe es eigentlich gar nicht so gemeint.
textprobe von harald darer
wort
klau
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